Nachdem in den beiden vergangenen Jahren der traditionelle „Nauerder Bündelchestag“ der Corona-Pandemie zum Opfer fiel, versammelten sich in diesem Jahr wieder zahlreiche interessierte Nauroder Bürgerinnen und Bürger im FORUM und folgten den Ausführungen von Ortsvorsteher Wolfgang Nickel, der in seiner Begrüßung auch Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr und Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende willkommen heißen konnte. Für beide Vertreter der Stadtpolitik war es die erste Teilnahme an dieser außergewöhnlichen Veranstaltung, die von den feierfreudigen Naurodern auch ihr „Dritter Weihnachtsfeiertag“ genannt wird.
In ihrem Grußwort betonten beide Politiker, dass die Nauroder/innen auch nach fünfundvierzigjähriger Zugehörigkeit zur Landeshauptstadt noch immer einen gewissen Teil ihrer früheren Selbstständigkeit bewahrt und ihre Anliegen stets selbstbewusst und sachgerecht vorgetragen hätten.
Die Tradition des „Bündelchestags“, so der Ortsvorsteher, reiche offenbar bis in das vorletzte Jahrhundert zurück, als Knechte und Mägde bei den Nauroder Bauern verdingt waren, die just an diesem Tag ihre Bündel schnürten, um sich auf den Weg zu einer neuen Herrschaft zu machen. Diesen „freien Tag“ nutzten die Nauroderinnen und Nauroder, um den Ortsoberen, insbesondere dem Bürgermeister, ihre Anliegen vorzutragen, Ideen einzubringen und auch manchmal recht kräftig „Luft abzulassen“.
In seinen einleitenden Sätzen betonte Wolfgang Nickel die besondere Bedeutung der Vereine und Gemeinschaften für das gesellschaftliche Leben in einer Gemeinde, das in Naurod noch besonders groß geschrieben werde und begrüßte den IG-Vorsitzenden Sven Kettler genauso wie verschiedene Vereinsvertreter/innen.
Er betonte, dass es im nordöstlichsten Wiesbadener Stadtbezirk Gott sei Dank viele Menschen gäbe, die einen Großteil ihrer Freizeit für die Ortsgemeinschaft aufwenden, was sowohl vom Wiesbadener Rathaus mit der Bürgermedaille, als auch vom Ortsbeirat mit der Nauroder Bürgerplakette honoriert werde.
In diesem Jahr konnte Jürgen Becker für seine Verdienste, besonders im Personalrat verschiedener Institutionen, im ASB, beim Radsportverein Wanderlust, für das „Äppelblütefest“, im Männerchor und in der örtlichen SPD, die Bürgermedaille in Gold entgegen nehmen.
Prof. Dr. Karl-Heinrich Schäfer wurde für seine Verdienste mit der Nauroder Bürgerplakette ausgezeichnet. Prof. Schäfer war über viele Jahre bis heute in kirchlichen Gremien wie im Nauroder Kirchenvorstand und in verschiedene Einrichtungen der Kirchensynode genauso aktiv wie in der örtlichen SPD, für die er als Fraktionsvorsitzender jahrelang im Ortsbeirat vertreten war. Seit 2017 ist er zudem Schiedsmann im Bezirk Naurod und Auringen.
Für seine Verdienste wurde er darüber hinaus zwischenzeitlich mit den Bürgermedaillen in Bronze und Gold, mit der Martin-Niemöller-Medaille der EKHN und mit dem Hessischen Verdienstorden am Bande ausgezeichnet.
Wolfgang Nickel betonte, dass in den Jahren der Zugehörigkeit Naurods zu Wiesbaden vieles umgesetzt werden konnte, aber auch noch genauso viel zu tun sei, wobei er beispielsweise den Erhalt und die Sanierung der Ortsverwaltung, ein neues Feuerwehrgerätehaus, die Fertigstellung des Platzes um die Kirche, die Beseitigung der Baumängel an der Wickerbachgrundschule, die Förderung der von der „Reinhard-und-Sonja-Ernst-Stiftung“ beabsichtigten Altenwohn- und Pflegeeinrichtung, einen Anbau mit Mensa für die Kellerskopfschule und die Förderung des ÖPNV nannte.
In der mehr als einstündigen, lebhaften Diskussion mit den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern wurden u.a. besonders die ungelösten Probleme der verschiedenen Baumängel an der Grundschule, der Verlust einer für die Ortsgesellschaft wichtigen Gaststätte durch den Ankauf des Anwesens durch eine städtische Gesellschaft für die Unterbringung von Flüchtlingen und die Erhaltung einiger historischen Gebäude wie der alten Schule in der Obergasse, der Ortsverwaltung und des Gemaa-Backes in der Auringer Straße thematisiert.
Logisch war auch die erneute Befassung mit dem bisher ungeliebten, verkehrsberuhigten Bereich in der Obergasse und die Notwendigkeit, eine Messstelle für das Grundwasser einzurichten, um die Bausubstanz verschiedener alter Häuser rund um die Kirche zu sichern, die wohl überwiegend auf Pfahlrosten im morastigen Untergrund gegründet sind. Insbesondere in dieser Hinsicht zeigte sich der Oberbürgermeister sehr interessiert und versprach, diese Vorgabe durch die Verwaltung prüfen zu lassen.
Erfreut nahmen die Nauroder/innen auf, dass vonseiten des Verkehrsdezernats auch der Ersatz für den seit der Sanierung der Ortsmitte nicht mehr vorhandenen Laufbrunnens nun doch geprüft werde.
Am Ende waren sich die Nauroder/innen mit den Stadtoberen darüber einig, dass die anstehenden Probleme sukzessive und mit einem höchstmöglichen Konsens abgearbeitet werden müssen und nahmen erfreut noch einmal zur Kenntnis, dass das Jahr 2023 ganz im Zeichen der 100jährigen Jubiläen des Mandolinenorchesters der Musikfreunde und des Nauroder Radsportvereins stehen wird.

Wolfgang Nickel

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